Demografie: Japans Bevölkerung überaltert und schrumpft

Japans überalternde Bevölkerung und die Herausforderungen

Vor kurzem habe ich mich intensiv mit der aktuellen Alterung der japanischen Bevölkerung befasst. Wie bei fast jedem Industrieland kämpft auch Japan mit der überalternden Bevölkerung. Fragen die im Zentrum der Diskussionen stehen: Wie werden die Renten in Zukunft finanziert? Sollten altersfreundliche Arbeitsplätze geschaffen werden? Wie sieht es mit der Krankenkasse und der Pflege aus?

Geschichtlicher Hintergrund und demografischer Übergang

Für diesen Abschnitt rate ich euch die Bevölkerungspyramide anzuschauen auf die ich mich bezogen habe: http://populationpyramid.net/japan/2016/ Japan kapitulierte nach dem zweiten Weltkrieg im Jahre 1945. Das Land wurde demokratisiert und verbesserte seine Wirtschaft. Das Ende des Krieges und die politische Wandlung, sowie die wirtschaftliche Verbesserung führten zu einem Babyboom. Der Hauptgrund war jedoch das Ende des Krieges. 1948 wurden grundlegenden Rechte von Mann und Frau geändert. Beide durften neu ihre Ehepartner und den Beruf wählen, sowie die Scheidung einreichen und das Sorgerecht beantragen. Da die Frauen nun offiziell Zugang zur Bildung und zur Arbeitswelt hatten, änderten sich die familiären Strukturen, was heisst, dass sich die Kleinfamilie allmählich durchsetzen konnte. Für das Schrumpfen der Bevölkerung zwischen 1950-1960 gab es verschiedene Gründe. Nach einem Mythos, der aus dem chinesischen Kalender stammt, ist das Jahr des Feuerpferdes (1966) und das Jahr des Feueraffen (1956) ein Unglücksjahr. Da in diesem Kalenderjahr für Neugeborene eine schlechte Zukunft vorausgesagt wurde, hatten nur wenige Paare Nachwuchs. Ausserdem gab es starke Naturkatastrophen und den Koreakrieg. Mit einer neuen Verfassung und durch das Friedensabkommen war ein starkes Wirtschaftswachstum möglich, welches zwischen 1960-1970 zu einem erneuten Babyboom führte. Der Lebensstandard wurde drastisch verbessert. So veränderte sich die Stellung der Frau in der Arbeitswelt um 1980. Durch die höheren Lebenserwartungen und die definitive Durchsetzung der Kleinfamilien, wurden die Frauen besser integriert und hatten für ihre eigene Karriere mehr Zeit. Der Wirtschaftszusammenbruch 1991 führte zu einer schweren Finanzkrise und zu einer politischen Krise. Die Menschen schieben die Heirat immer weiter auf und stellen ihre Karriere in den Vordergrund. Den ersten eindeutigen demografischen Wechsel war im Jahr 2005 zu verzeichnen. Das erste Mal wurden mehr Sterbefälle als Geburten und Zuzüge verzeichnet. 2050 wird die Bevölkerungsanzahl vermutlich das erste Mal niedriger sein als 1950. Bei der jetzigen niedrigen Fertilitätsrate und wenig Zuwanderung, werden mehr als ein Drittel der Bevölkerung über 65 Jahre alt sein. Statistik: Japan: Durchschnittsalter der Bevölkerung von 1950 bis 2015 (Altersmedian in Jahren) | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Aktuelle Situation

Die Einwohnerzahl von Japan nimmt seit 2008 ab. Im Jahre 2005 betrug die Einwohnerzahl noch 127.78 Millionen, hatte 2008-10 einen Anstieg auf 128.05, sank jedoch bis letztes Jahr auf 126.73 Millionen ab. Bis Anhin galt Japan noch zu den zehn bevölkerungsreichsten Staaten, was sich jedoch ändern wird. Für die Abnahme der Bevölkerungszahl, gibt es verschiedene Gründe: einerseits die niedrige Fertilitätsrate, andererseits die wenigen Zuzüge. Die niedrige Fertilitätsrate schwankte von 2003 bis 2013 zwischen 1,29 und 1,43. Da Japan eine sehr strikte Zuwanderungspolitik hat, konnte dem Defizit nicht entgegengewirkt werden. Aus den Fertilitätsraten geht hervor, dass ein eindeutiger Trend zu Kleinfamilien besteht. Grund dafür sind die späte Heirat, die Karriere der Frauen, die hohen Ausbildungskosten der Kinder und die kleinen Wohnungen. Da nur wenige Kinder nachgerückt sind, liegt das Durchschnittsalter bei 46.5 Jahre und der Anteil über 65-jähriger bei 26%. Die Lebenserwartung ist ähnlich wie bei anderen Industrieländern sehr hoch: 83,33. Statistik: Japan: Gesamtbevölkerung von 2005 bis 2015 (in Millionen Einwohner) | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Lösungsansätze für die demographischen Herausforderungen

Die japanische Regierung ist bereits dabei die Zuwanderungspolitik zu überarbeiten und aufzulockern. Der Ausländeranteil beträgt zurzeit knapp 2%. Die Integration der Ausländer in die Arbeitswelt muss einfacher gestaltet werden. Gerade in Bereichen wie Bildung, Forschung, Entwicklung und Pflege kann Japan von Zuwanderern profitieren. Die Gleichberechtigung ist momentan ein zentrales Thema in Japan. Der Einstieg in das Arbeitsleben der Mütter soll vereinfacht werden. Zusätzlich sollen neue Gesetzte für den Mutterschaftsurlaub geschaffen werden. Viele Kinder stehen auf der Warteliste der Tagesstätten. Gerade in Grossstädten wie Tokyo wird die Familiengründung durch engen Wohnraum, lange Pendelzeiten und fehlende Unterstützung erschwert. Ausserdem werden die Frauen einiges schlechter bezahlt als die Männer, was durch eine Steuerreform geändert werden soll. Durch flexiblere Arbeit, sowie mehr Teilzeitjobs wird der Arbeitseinstieg vereinfacht. Ebenso sollen mehr Altersheime errichtet werden, damit die Menschen arbeiten können, statt für ihre Verwandten zu sorgen. Es werden Arbeitsplätze kreiert, die auf ältere Personen abgestimmt werden, damit die Menschen bis 70 oder solange sie gesund sind, eingebunden werden können. 2016 werden die Versorgungssysteme wie Sozialhilfe und Pension reformiert. Das Ziel ist es einen Weg zu finden um das Budget zu erhöhen, und die Pension, sowie das Gesundheitssystem zwischen ärmeren und reicheren Menschen umzuverteilen.

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Tiya

Ich bin Bloggerin, Künstlerin und schreibe Bücher. Ich habe fünf Jahre in Japan gelebt und teile mit euch Tipps über das Leben und Studieren in Japan. Ihr könnt hier auch etwas über die Schweiz lernen. Vielleicht sogar Schweizerdeutsch. ;-)

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